Vergiftungen beim Hund

 

Vergiftungen sind aufgrund der Vielfalt der Giftstoffe und deren Wirkung auf den Hund ein sehr weites Feld. Wenn der Hund Gift gefressen hat, ist das immer ein akuter Notfall. Manche Gifte wirken zeitversetzt und zerstören schleichend innere Organe, manche Gifte wirken sehr schnell. Ohne entsprechende Maßnahmen durch den Tierarzt würde der Hund sehr wahrscheinlich schwere Schäden davon tragen oder sogar sterben. Der Ersthelfer am Unglücksort übernimmt die notfall-medizinische Erstversorgung des Hundes, sichert eventuell vorhandene Giftproben und organisiert den unverzüglichen Transport zum Tierarzt: Unbedingt in der Klinik anmelden um den Arzt vorzubereiten.

Notfall-Checkliste
(Wenn Sie vermuten, daß Ihr Hund einen Giftstoff zu sich genommen hat)

  • Wenn Sie die Aufnahme des Giftes beobachtet oder Freßspuren, leere Verpackungen oder geöffnete Behälter mit giftigem Inhalt gefunden haben: Sofort unter Mitnahme einer Probe (Giftköder, Erbrochenes, Kot) zum Tierarzt
  • Je früher der Tierarzt Gegenmaßnahmen einleiten kann, um so besser sind die Überlebenschancen!
  • Je später die tierärztliche Behandlung beginnt um so eher kann es zu irreparablen Organschäden kommen! Der Hund ist in großer Gefahr, ohne tierärztliche Gegenmaßnahmen zu sterben!
  • Die Folgen einer Vergiftung hängen stark von der Art des Giftes, der Menge (bezogen auf das Körpergewicht), die Konzentration, den Zeitraum des Giftkontaktes, die Art des Gift-Kontakts (z.B. Kontaktgift über die Haut, Atemgift über die Atmung oder über die Ernährung/Verdauung) und auch mit der aktuellen gesundheitlichen Kondition des Tieres (Alter, Vorerkrankungen) zusammen
  • HINWEIS: Aufgrund der zeitversetzten und damit besonders heimtückischen Wirkung des Rattengiftes behandeln wird dieses wichtige Thema in einem eigenen Abschnitt.
  • HINWEIS: noch gefährlicher für den Hund als Rattengift ist eine Vergiftung mit Schneckenkorn – es wirkt schneller – oft schon nach 30 Minuten und ist es einmal aus dem Magen-Darm-Trakt in den Kreislauf des Hundes gelangt, gibt es kein Gegengift.
  • HINWEIS: falls der Hund direkt nach dem Gassigang oder Freilauf äußerlich sehr starke Schwellungen oder bereits blau-schwarze Hautverfärbungen aufweist, kann das ein erster Hinweis auf einen Giftschlangenbiß sein.

Die beiden häufigsten und gefährlichsten Gifte sind Rattengift und Schneckenkorn. Beide wirken unterschiedlich und verlangen nach sofortiger ärztlicher Hilfe! Dazu ein paar wichtige Hinweise:

 

Überlebenschancen bei Rattengift

  • Je früher die Gegenmaßnahmen gegen das Rattengift beginnen, um so grösser ist die Überlebenswahrscheinlichkeit. Idealerweise wird bereits unmittelbar nach der Giftaufnahme die Resorption der verheerenden Wirkstoffe vom Darm in den Körper verhindert:
  • Das kann man, wenn man in seiner Notapotheke die bereits vorab für seinen Hund dosierte Menge Aktivkohle bereit hat (Kohletabletten)! Die Aktivkohle wird im begründeten Verdachtsfall sofort verabreicht.
  • Wenn dann das Gegenmittel gegen das Rattengift – hochdosiertes Vitamin K1 – auch noch angemessen frühzeitig durch den Tierarzt gespritzt werden kann – sind die Überlebenschancen gut. Wenn diese Behandlungen erfolgt sind und der Hund noch keine typischen Symptome der Rattenvergiftung u.a. Blutungen gezeigt hat – ist die Prognose gut bis sehr gut
  • Als Vorsorge zum Beispiel für den Urlaub: Vitamin K1 in Tropfenform sind frei in der Apotheke erhältlich – das ist aber nur eine Erste Hilfe-Maßnahme. Hochdosiert gespritztes Vitamin K1 und je nach Ausprägung der Symptome auch eine intensivmedizinische Betreuung durch den Tierarzt sind dadurch nicht zu ersetzen!

Überlebenschancen bei Schneckenkorn

  • WICHTIG: Die Beschreibungen auf den Verkaufsverpackungen von Schneckenkorn, zum Beispiel als „giftfrei“, können irreführend und falsch sein!
  • WICHTIG: Schneckenkorn wirkt auch, wenn der Hund nach dem Spaziergang seine Pfoten abgeleckt und dabei zwischen den Zehen eingetretenes Schneckenkorn aufnimmt. Es genügt aber auch wenn der Hund durch bereits aufgelöste Giftkörner läuft, sich nachher die Pfoten ableckt!
  • WICHTIG: Aufgrund des geringen Körpergewichts sind vor allem Welpen sind bei Giftköder-Attacken mit Schneckengift in großer Gefahr! Sie interessieren sich für alles und untersuchen vieles auf Freßbarkeit.
    Hunde die an Schneckengift gestorbene Schnecken fressen, nehmen dabei die Giftstoffe ebenfalls auf.
  • In der Landwirtschaft wird Schneckenkorn teilweise im großen Stil u.a. im Gemüseanbau ausgebracht, besonders gefährlich ist dabei für die Hunde das Trinken aus Pfützen in solchen Gebieten.
  • WICHTIG: Es gibt kein Gegengift gegen Metaldehyd! Die Aufnahme des Giftes vom Darm in den Körper muß deshalb so schnell wie möglich durch absorbierende Aktivkohle verhindert werden – dann sofort den Hund in die Tierklinik bringen!
  • HINWEIS: Vertrauen Sie nicht (!) den Herstellerangaben auf der Verpackung. Es handelt sich um Werbeaussagen – wenn auf der Verpackung steht: Für Haustiere ungiftig. Das ist so vertrauenswürdig wie wenn sie Kalbsleberwurst kaufen – in der von Gesetzes wegen vor allem Schweineleber enthalten ist!
  • Schneckenkorn kann unterschiedlich eingefärbt sein, von blau, ähnlich wie Blaukorn, grün bis rot.
  • HINWEIS: Natürliche Schneckenvernichter sind Laufenten, Igel, Maulwürfe, Blindschleichen, Frösche und Kröten.

Der tödliche Wirkstoff im Schneckenkorn ist u.a. Metaldehyd. Weitere Wirkstoffe sind u.a. Methiocarb, Thiodicarb, Metaldehyd, Eisen(III)-phosphat. Metaldehyd ist ein Nervengift und führt zu Herzrasen, Muskelkrämpfen und zum Tod. Das Schneckengift schmeckt süßlich und ist für unsere Hunde nicht abschreckend. Die tödliche Dosis liegt bei Metaldehyd bei ca. 0,5 g pro kg Körpergewicht. Da das Nervengift Metaldehyd wirkt im Gegensatz zu Rattengift relativ schnell die Symptome sind oft unspezifisch und schwer zu erkennen. Metaldehyd wird im Körper zu Acetaldehyd und dann zu Essigsäure umgewandelt. Auch wenn der Hund die Vergiftung überlebt kann es in der Folge zu schweren Leberschäden kommen ein anderer Wirkstoff in Schneckenkorn ist Eisen-III-Phosphat, der für Warmblüter lt. Packungstext ungefährlich sein soll (ich würde es nicht darauf ankommen lassen).

 

 

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