„Mehr Platz für Hunde“ – eine Initiative

 

Folgendes Mail erreichte mich vor einiger Zeit und ich leite es gerne an Euch weiter. Im Anschluss daran mein Kommentar dazu.

Hallo, liebe Hundefreunde/Innen!

Es gibt eine wichtige Initiative, damit unseren Hunden mehr legale Plätze in Form von eingezäunten Hundezonen für Freilauf und Sozialkontakte zur Verfügung gestellt werden.
Die Konflikte zwischen Nicht-Hundehaltern und Hundehaltern sind seit jeher ein großes Thema! Der Gesetzgeber verschärft immer mehr die Gesetze zur Hundehaltung, vor allem bezüglich Leinen- u. Maulkorbpflicht. In Wien gibt es neben zu kleinen Hundezonen, die man bestenfalls als „Hundeklos“ bezeichnen kann, bereits einige artgerechte Hundezonen, aber auch hier wäre hinsichtlich der Bevölkerungsdichte und damit sehr hohen Hundepopulation noch weiterer Handlungsbedarf für mehr große, eingezäunte Freilaufflächen gegeben.

Aber gerade im ländlichen Bereich sieht es bezüglich legaler Freilaufflächen sehr traurig aus, hier wird bis auf einige Ausnahmen leider noch kaum etwas für die artgerechte Haltung bezüglich Freilauf und Sozialkontakte unternommen. Obwohl in fast allen österr. Gemeinden im Ortsgebiet Leinen- oder Maulkorbpflicht herrscht und auch außerhalb des Ortsgebiets auf den Wald-, Feld- u. Wiesenflächen der legale Freilauf durch das Jagdgesetz genau genommen verboten ist – denn dass ein bewegungsfreudiger Hund sich im Laufen mit anderen Hunden nur bis max. 10 m vom Besitzer entfernt, ist kein richtiger Freilauf – ein gesunder Hund läuft viel schneller und damit auch weiter, als max. 10 m. Und außerdem kann der Hund in seiner Ureigenschaft als Beutegreifer mit je nach Rasse mehr oder weniger ausgeprägtem Jagdtrieb auch eine Gefahr für das Wild darstellen! Das heißt also, dass gerade im ländlichen Bereich die Hunde keine legalen Möglichkeiten haben, ausreichenden Freilauf mit Sozialkontakten zu Artgenossen zu haben.

Das von Seiten der Gemeinden gerne genannte Argument “…der Hund soll im Garten seine Geschäfte verrichten und dort laufen“ kann (abgesehen davon, dass auch im ländlichen Bereich nicht jeder einen eigenen Garten hat) jede Person, welche Ahnung bezüglich artgerechter Hundehaltung hat, selbstverständlich nicht akzeptieren!
Dieses Beispiel zeigt, dass sehr wohl einiges GETAN werden KANN! Aber die Einhaltung der verschärften Leinen- u. Maulkorbpflicht sowie des Jagdgesetzes ist ohne ausreichend zur Verfügung gestellten, eingezäunten Freilaufplätzen (Hundezonen) genau genommen hundefeindlich, denn jeder Hund braucht zur Befriedigung seiner Grundbedürfnisse und zu einer guten Sozialisierung u.a. auch ausreichend Bewegungsfreiheit und Kontakte zu Artgenossen ohne Leine (siehe z.B. auch den Text von A. Univ. Prof. Dr.med. vet. Irene Sommerfeld-Stur http://www.sommerfeld-stur.at/gefahren/zwang)!

Deshalb ist der Zusammenhalt ALLER HUNDEHALTER gefordert – JETZT, sofort! Denn jede Initiative kann trotz aller Bemühungen der Initiatoren nur so gute Erfolge bringen, wie es aktiv Unterstützende gibt! Darum möchte ich den Link zu dieser Initiative hiermit an Euch / Sie alle weiterleiten, damit so viele Menschen wie möglich ihre Stimme zur Unterstützung abgeben. http://www.platzfuerhunde.at

Gute Idee – ABER:

All das, was hier gesagt wurde, ist gut und richtig, und es wurde von fairdog auch schon mehrfach gesagt und verlangt. Wir alle wissen, wie wichtig echte Hundeauslaufzonen sind. Aber wir leben, was Hunde betrifft hier in Österreich in einem sehr sonderbaren Land. Auf der einen Seite glauben Landespolitiker für Ordnung sorgen zu müssen, indem sie Hunde nach ihrem „Gefahrenpotenzial“ (sprich: Beißkraft und Rasse) beurteilen lassen, auf der anderen Seite leben Hundehalter weitgehend in einer gesetzlichen Grauzone:

  • Es gibt noch immer kein nachvollziehbares österreichisches Hundehaltegesetz.
  • Es gelten fast in jedem Bundesland eigene Gesetze.
  • Die Bundesländer haben entweder keinen oder ihren eigenen lokalen Hundeführschein, der auch nur lokale Gültigkeit hat. Und selbst der ist bei den derzeit noch sehr unterschiedlichen Unterrichts-, Trainings- und Prüfungskriterien keineswegs eine Garantie für den richtigen Umgang mit dem Hund.
  • Es gibt weder eine normierte Hundehalter-Ausbildung (Hunde brauchen keine Ausbildung – nur souveräne gut informierte FührerInnen) noch eine Norm für Sachkundeseminare. Die einzelnen Seminare unterscheiden sich sowohl was ihren Inhalt betrifft, als auch im Hinblick auf Dauer und Kosten wesentlich voneinander. (Wenn ich also von Sachkundeseminaren rede, dann meine ich fairdog-Standard.)
  • Die derzeitigen Inhalte für den Hundeführschein wären ein guter Pflicht-Standard für JEDEN Hund. Für „Hunde mit Gefahrenpotential“ braucht es ein professionelles Sozialisierungsprogramm, das ganz anders aussehen müsste.
  • Bei vielen Hundebesitzern gehört die Kastration seines Hundes noch immer zu den absoluten Tabus und die Ansicht, man tue seinem Hund damit etwas an, hält sich wacker bis hinauf in die Spitze einzelner Hundetrainer und einem ewig gestrigen Teil der Tierärzteschaft. (Von den Biologen rede ich erst gar nicht)

Wenn ich mir nun vorstelle, wie schlampig geführte Hunde, läufige Weibchen und unkastrierte Rüden von ahnungslosen Hundehaltern in diese Hundefreilaufzonen geführt werden und dort klar Schiff machen, graut mir. Das soll nicht heißen, dass ich gegen mehr Hundeauslaufzonen bin, ganz im Gegenteil. Aber es muss im Gegenzug baldigst ein nachvollziehbares gesamtösterreichisches Hundehaltegesetz für alle Hundehalter geben. Alles andere ist gesetzlicher Pfusch und fördert nur Konflikte.

 

 

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